Unternehmen stehen vor großen Umbrüchen: Digitalisierung, Fachkräftemangel, demografischer Wandel
Junge Unternehmen und Start-ups können helfen. Wie kommen beide Seiten zusammen? Pitch Black ist eine Antwort.
„Ich bin so gespannt, was jetzt passiert“, raunt ein Zuschauer. In wenigen Minuten startet der Auftakt des neuen Formats Pitch Black zum Arbeitgeberforum 2019 im Schloss Herrenhausen. Die Reihen des Auditoriums sind gut gefüllt, zwei Mittelständler und sechs Gründer stehen bereit.
Vier Minuten Zeit für ein Problem, vier Minuten Zeit für eine Lösung: Das ist Pitch Black. Bei diesem Pitch treffen Praktiker auf Praktiker. Zwei Mitgliedsunternehmen hatten im Vorfeld eine konkrete Herausforderung formuliert, drei Start-ups oder junge Unternehmen bekommen die Chance, ihre Lösungen zu präsentieren. So die Theorie.
Dr. Stefan Loheide, Leiter Forschung und Entwicklung bei BOGE Elastmetall GmbH, sucht beim Pitch Black Impulse in der Ansteuerung von mechatronischen Systemen und Know-how in der Optimierung akustischer Eigenschaften – und findet im besten Fall eine Zusammenarbeit für ein innovatives Ansteuerungskonzept. „Die Veränderungen sind in der Automobilindustrie dramatisch, niemand ist mehr in der Komfortzone. Das gibt Potenzial für Veränderungen. Wenn man nicht alles selber machen will, dann muss man sich Partner suchen“, meint Dr. Loheide.
Drei Monate zuvor ging das Pitch Black-Team von NiedersachsenMetall mit seinen Partnern von Invest in Niedersachsen, Hannoverimpuls und NBank auf die Suche nach passenden Partnern. Heute präsentieren Bitmotec.com, JSLabs GmbH und Contunity GmbH nacheinander ihre Vorschläge.
Es beginnt. Open Innovation, Energieeffizienz, Komfortsicherung: die ersten Sekunden des Pitchs bestehen aus Schlagworten, die weiteren aus Werbung für das eigene Unternehmen. Dann wird es technisch, die Vorträge konkret angepasst auf das Problem des Mittelständlers BOGE.
Spricht der Konkurrent, schreiben die Mitbewerber mit, streichen Notizen durch, hören aufmerksam zu. Vier Minuten reichen nicht, doch Nachfragen sind ausdrücklich erlaubt. Die mitgereisten Kollegen im Publikum fiebern mit. Die Lösungsvorschläge reichen vom Produkt bis hin zur Dienstleistung. „Die Ansätze sind spannend“, lautet das erste Urteil von Dr. Loheide. Er berät sich kurz mit einem Kollegen.
„Das Matching war wirklich brutal gut“, so Dr. Loheide. „Alle drei passen auf ihre Art und Weise zur Problemstellung. Wir werden mit allen drei Kandidaten weiterführende Gespräche führen. Da wir eine Hard- und Softwarelösung brauchen, beginnen wir mit JSLabs.“ Schulterklopfen auf der Bühne, ein Gruppenfoto, Geschäftsführer Jürgen Schmidt freut sich: „Man muss sich sehr intensiv vorbereiten. Auch wenn man es gewohnt ist zu reden, sein Konzept auf vier Minuten zu bringen, ist alles andere als einfach.“
Und schon beginnt das zweite Matching. Die Firma G.A.Röders GmbH & Co. KG erhofft sich durch eine Zusammenarbeit smarte und vor allem zielgerichtete Lösungen, um Fachkräfte und Auszubildende zu gewinnen. Wie lässt sich Recruiting digital unterstützen? Andreas Röders ist auf der Suche nach einer Lösung, um potenzielle Bewerber für das Unternehmen zu begeistern.
Die jungen Unternehmen Schülerkarriere.de, Enwork und Verlingo nutzen die Chance: mit konkreten Angeboten und ersten Tipps für das Unternehmen – alles innerhalb der vier Minuten. „Stellen Sie auch Stellenangebote auf Ihre Internetseite“, wird zum Beispiel geraten.
„Knappe Sache“, urteilt Röders. „Wir werben um die für uns richtigen Mitarbeiter. Und die Lösung habe ich bei Enwork am meisten gesehen“, sagt er und bedankt sich bei den anderen für die „weltklasse Tipps“.
Zwei Monate später: „Wir sind weiter am Ball“, berichtet Loheide. „Mit den Firmen Contunity und JSLabs haben bereits erste Gespräche stattgefunden und Vertraulichkeitsvereinbarungen wurden unterzeichnet.“ Auch ein weiteres Gespräch mit Bitmotec ist geplant. „Nicht alle Matches passen gleich gut, aber unser erster Riecher mit JSLabs war auch heutiger Sicht sehr gut.“ Sein Fazit ist positiv: „Aus unserer Sicht ein erfolgreicher Tag.“